Der deutsche Regisseur und Schauspieldirektor übernimmt von Kay Voges zur Spielzeit 2025/26
Wien (OTS) -
Wie die Volkstheater-Privatstiftung unter dem Stiftungsvorstandsvorsitzenden Prof. DI Roland Geyer heute bekannt gab, wird der 42-jährige Schauspiel- und Opernregisseur Jan Philipp Gloger neuer künstlerischer Leiter des Volkstheaters Wien ab der Spielzeit 2025/26. Er wird damit als Nachfolger von Kay Voges als insgesamt 17. Direktor*in das Wiener Traditionshaus leiten. Voges geht nach fünf Jahren als künstlerischer Leiter des Volkstheaters im September 2025 als Intendant an das Schauspiel Köln. Der Vertrag von Jan Philipp Gloger läuft bis 2030.
„Ich möchte ein sinnliches und aufwühlendes Theater für eine breite Bevölkerung machen, im Sinne eines Volkstheaters, das Teilhabe ermöglicht, aber auch angriffslustig sein kann, und das Komplexität und Differenziertheit gegen populistische Vereinfachung und Vereinnahmung setzt.
Ich möchte gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern meiner Generation wie etwa der Regisseurin Rieke Süßkow oder dem Theatermusiker Kostia Rapoport das Haus prägen und das Ensemble als Träger von Nahbarkeit ins Zentrum rücken. Einer von mehreren Programmschwerpunkten wird ‚Schauspiel und Musik‘ sein, auch im Sinne eines lustvollen, durchaus an Wiener Traditionen anknüpfenden Grenzgängertums zwischen Sprache und Klang, Sinn und Irrsinn.
Im Übrigen freue ich mich wahnsinnig, nach Wien zu kommen! Ich habe ein Faible für österreichische Literatur, dem ich schon in Inszenierungen von Schnitzler, Horváth, Handke, Köck und immer wieder Jelinek nachgehen konnte. Außerdem zieht mich die Stadt, in der ich seit vielen Jahren regelmäßig zu Gast bin, ungeheuer an. Dass meine Inszenierungen an der Volksoper und am Burgtheater gut ankommen, erhöht meine Vorfreude auf das Wiener Publikum.“
So der designierte künstlerische Leiter des Volkstheater, Jan Philipp Gloger, in einer ersten Stellungnahme.
„Jan Philipp Gloger ist der optimale zukünftige Direktor des Volkstheaters, so die einhellige Meinung der Findungskommission“, teilt Stiftungsvorstand Roland Geyer mit. „Er ist als Regisseur international erfolgreich und er vertritt moderne Führungs- und Managementkompetenzen. Das Herz des Hauses ist für ihn ein unverwechselbares Ensemble, das in unmittelbaren und immer wieder neuen Begegnungen den Kontakt zu den Zuschauer*innen findet und Verbundenheit schafft. Seine Vision, das Theater noch stärker einem heterogenen und jungen Publikum zu öffnen, breitenwirksamer und nahbarer zu werden, ist zukunftsweisend und mit seinem umfassenden Verständnis von dramatischen und theatralen künstlerischen Ausdrucksformen bin ich überzeugt, dass ihm bei seinem Vorhaben großer Erfolg beschieden sein wird.“
„Jan Philipp Gloger ist ein Mann, der Theater mit jeder Faser seines Körpers lebt und der im Bewerbungsprozess auf ganzer Linie überzeugt hat. Herr Gloger hat sich als umsichtige und teamorientierte Führungspersönlichkeit präsentiert. Er ist ein Verbinder und Ermöglicher. Herrn Gloger ist völlig bewusst, dass das Wiener Volkstheater nicht ohne Wien funktioniert, dass es hier ganz klare Anknüpfungspunkte an die Stadt, an das Land, an die österreichische Literatur und Dramatik braucht. Und davon gibt es sehr, sehr viele in seinem Konzept“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer. „Ich traue ihm zu, dieses Haus bis auf den letzten Platz zu füllen – mit lustvollem, aber gleichzeitig künstlerisch anspruchsvollem Theater.“
„Jan Philipp Gloger wird als neuer Intendant die beeindruckende Entwicklung des Volkstheaters unter Kay Voges, die auch im Ausland stark wahrgenommen wurde und zur erfolgreichen Erschließung neuer Publikumsschichten führte, mit seiner persönlichen Handschrift fortsetzen. Gloger bringt große Erfahrung, ein exzellentes Konzept, eine herausragende künstlerische Befähigung und einen besonderen Bezug zu österreichischer Dramatik und Literatur mit nach Wien. Er hat bereits in Deutschland gezeigt, dass er ein Haus mit mutigen Setzungen prominent in einer vielstimmigen Theaterlandschaft zu positionieren in der Lage ist. Erneut einen regieführenden Intendanten für das Volkstheater gewonnen zu haben, sehe ich als großen Glücksfall für die Stadt. Mein Dank gilt auch der Findungskommission für ihr außerordentliches Engagement“, so Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.
Jan Philipp Gloger, geboren 1981 in Hagen, ist ein deutscher Schauspiel- und Opernregisseur. Er studierte Angewandte Theaterwissenschaft bei Heiner Goebbels an der Universität Gießen und Regie an der Zürcher Hochschule der Künste.
Seit 2007 inszeniert er Schauspiel. Er arbeitete u. a. am Residenztheater in München, an der Schaubühne Berlin, am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Schauspielhaus Hamburg und am Wiener Burgtheater. Dabei verantwortete er viele Ur- und Erstaufführungen.
Seit 2010 entstanden außerdem Opern- und Operetteninszenierungen an großen europäischen Häusern – etwa in Amsterdam, Zürich, London (Covent Garden), Dresden und Wien (Volksoper) sowie bei den Bayreuther Festspielen.
2011 bis 2013 war Jan Philipp Gloger leitender Regisseur am Staatstheater Mainz. Seit der Spielzeit 2018/19 ist er Schauspieldirektor am Staatstheater Nürnberg, das während seiner Direktion erstmals zum Theatertreffen nach Berlin eingeladen wurde und sich mit Inszenierungen namhafter Regisseur*innen (René Pollesch, Anne Lenk, Dieter Dorn u. a.), Aufsehen erregenden Außenprojekten und der Gründung eines Begegnungsortes für Künstler*innen, Publikum und Szene sowie einer digitalen Spielstätte profilieren und eng mit der Stadt verbinden konnte. Sowohl vor als auch nach der Pandemie konnte das Schauspiel des Staatstheaters Nürnberg sehr gute Besucher*innen- und Auslastungszahlen erreichen.
Glogers Inszenierungen, unter denen sich auch spartenübergreifende Projekte finden, waren auf Festivals wie den Ruhrfestspielen Recklinghausen, den Autor*innentheatertagen Berlin und dem Festival für deutsches Theater in Prag zu sehen. Sie erhielten zahlreiche Auszeichnungen wie den Publikumspreis der Mülheimer Theatertage, den Operettenfrosch des Jahres und eine Nominierung für den Londoner Olivier Award.
Beworben hatten sich für die Nachfolge von Kay Voges insgesamt 47 Einzelpersonen und Teams eingegangen. Dabei lag der Frauenanteil bei rund 50%. 11 Bewerbungen kamen aus Österreich, die restlichen aus den deutschsprachigen Nachbarländern. Zum Zweck der Auswahl der*des bestgeeigneten Kandidat*in wurde eine fünfköpfige Findungskommission von der Volkstheater-Privatstiftung eingerichtet. Je zwei Mitglieder der Findungskommission wurden von Bund und Stadt Wien ernannt, die fünfte Person kommt aus dem Vorstand der Volkstheater-Privatstiftung, namentlich: Prof. DI Roland Geyer (Vorsitzender des Stiftungsvorstands sowie der Findungskommission), Mag.a Theresia Niedermüller (BMKÖS), Mag.a Eva Kohout (Stadt Wien), Andreas Beck (Intendant am Bayerischen Staatsschauspiel/ Residenztheater) und Rita Thiele (bis 2021 Chefdramaturgin und stv. Intendantin am Schauspielhaus Hamburg). Die Findungskommission agierte weisungsfrei, unabhängig und ohne außenstehende Einflussnahme und gab auf Basis persönlicher Hearings eine Empfehlung an den Stiftungsvorstand ab. Die finale Entscheidung der Neubesetzung oblag dem Vorstand der Volkstheater-Privatstiftung.
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